IPF: Vernetzung von Ärzten muss besser werden

Lungenfibrose ist eine seltene Krankheit, bei der eine frühe Diagnose wichtig ist. Doch oft kommen die Betroffenen erst nach langen Ärztemarathons zu den Pneumologen und zur Diagnose. Prim. Priv.-Doz. Dr. Bernd Lamprecht erklärt, warum Awareness für die Symptome und Vernetzung unter den Ärzten für die Betroffenen wichtig ist.

 

Dr. Lamprecht

Prim. Priv.-Doz. Dr. Bernd Lamprecht,

Vorstand der Klinik für Pneumologie,

Kepler Universitätsklinikum, Linz

Gibt es typische Symptome, die auch ein Internist bereits als Verdacht auf Lungenfibrose erkennen sollte?


Ja, es gibt sehr wohl Symptome für Lungenfibrose. Allerdings sind diese nicht ausschließlich für IPF typisch, was die Diagnose natürlich um einiges erschwert. Sie können auch bei anderen, häufigeren Lungenerkrankungen vorkommen.

 

Diese Symptome sind Husten und Atemnot. Gerade von diesen Symptomen weiß man, dass sie bei einer Vielzahl von Erkrankungen vorkommen, wie beispielsweise COPD, Asthma, aber auch Herzinsuffizienz.

 

Gibt es ein Symptom, welches typisch für IPF ist? Eines, welches auch Internisten aufhorchen lassen sollte?


Es gibt bei der klinischen Untersuchung Hinweise, die sehr typisch sind. Beim Abhören des Brustkorbes und beurteilen der Atemgeräusche kann man bei IPF ein sehr charakteristisches Geräusch hören –  das sogenannte Knisterrasseln.

 

Das Geräusch klingt, als würde man einen Klettverschluss ganz langsam öffnen. Es ist wichtig, die Hausärzte und die Internisten gerade für dieses Geräusch zu sensibilisieren. Wer nichts davon weiß, oder es noch nie gehört hat, schreibt es vielleicht einer anderen Erkrankung zu, oder überhört es vollständig.


Wie lange dauert es denn, bis PatientInnen von der ersten Untersuchung bis zum Pneumologen weitergeleitet werden?


Wir wissen, dass zwischen dem ersten Verspüren von Symptomen und dem Stellen einer Diagnose im Regelfall 2 bis 3 Jahre vergehen und auch 3 bis 4 Ärzte in dieser Zeit kontaktiert werden.

 

Das ist eine lange Zeit.


Ja, und das ist wirklich unerfreulich, weil gerade bei der idiopathischen Lungenfibrose nicht sehr viel Zeit ist. Die mediane Überlebenszeit der Betroffenen liegt hier bei 3 bis 4 Jahren. Hier ist eine frühe Diagnose notwendig, um noch eine sinnvolle Therapie etablieren zu können.


Was müsste denn Ihrer Meinung nach passieren, damit die Vernetzung zwischen den Internisten und Pneumologen besser wird?


Das eine ist das Schaffen von Awareness für dieses Untersuchungsergebnis der Auskultation, sowie für das Wissen um Behandlungsmöglichkeiten. Es werden viele Verdachtsmomente oft nicht weiter abgeklärt, weil der Eindruck besteht „Da könne man ohnehin therapeutisch nichts anbieten“.


Es gibt jedoch seit wenigen Jahren eine gezielte Medikation, um die Lungenfibrose zu beeinflussen. Es würde also sehr viel Sinn machen die Diagnose rechtzeitig zu stellen. Und da sollte Awareness geschaffen werden, dass Lungenfibrose zwar nicht heilbar ist, sehr wohl aber behandelbar. Folglich ist die korrekte Diagnose wichtig, damit mit der Behandlung früh genug gestartet werden kann.


Und wie könnte man die Vernetzung unter den Ärzten zu verbessern?


Ich denke, es hat ein bisschen mit der Versorgungstruktur zu tun. Es gibt Krankenhäuser, in denen eine pneumologische Fachrichtung vorgehalten wird und auch die Diagnostik möglich ist. Das ist jedoch nicht in allen Häusern gegeben.

 

Dort wäre es notwendig, dass Internisten pneumologische Kooperationspartner suchen. Das können beispielsweise Konsiliarärzte sein, die in regelmäßigen Abständen an die Klinik kommen, um dort pneumologische Fragestellungen gemeinsam mit den Internisten vor Ort diskutieren zu können.

 

Autor: Julian Wolf
Bilder: Fotolia | ZVG

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